Der Fondsmanager Harry Markopolos hat bekanntlich seit Jahren vergeblich versucht, die Beamten von der SEC davon zu überzeugen, dass Madoff ein Betrüger ist. “Ich habe ihnen das größte Schneeballsystem der Geschichte in Geschenkpapier verpackt geliefert, aber irgendwie machten sie sich nicht die Mühe für anständige und gründliche Ermittlungen”. Markopolos hatte sich mit Madoff beschäftigt, weil man ihn aufgefordert hatte, die Investmentstrategien von Madoff nachzubilden.
Weiterhin gibt er in seiner Anhörung in Washington zu Protokoll, dass er innerhalb von fünf Minuten gewusst habe, dass Madoff ein Betrüger sei. Weitere vier Stunden mit genauerer Prüfung der Gewinnentwicklung und Zahlen hätten seine Vermutungen bestätigt.
Wie geht das denn? Alle Welt fällt auf Mr. Madoff herein, aber Harry holt schon mal den Gefängnis-Wagen für Madoof? Ist Herr Markopolos unglaubwürdig? Nein, der Mann versteht einfach nur sein Geschäft! Man braucht wirklich nicht länger als fünf Minuten mit einem solchen Chart wie Madoof es simuliert hat, zu verbringen, weil es solche Kursverläufe von risikobehafteten Anlagen nicht geben kann.
Siehe dazu die simulierte Kapitalkurve des Herrn Madoff, am Beispiel des Hedge Funds “Fairfield Sentry Fund”, der zu hundert Prozent in das Madoff System investiert war. Ein solcher Kurvenverlauf hätte jeden Investmentprofi stutzig machen müssen, weil es solche Kursverläufe von risikobehafteten Anlagen nicht geben kann! Die Grafik stammt aus dem sehr lesenswerten Anlagekommentar der Wegelin Bank. Ponzi regiert

Die Abbildung einer solchen Kapitalkurve ist nicht sonderlich aufwendig. Diejenige von Phönix Kapitalvernichtungsmanagement sah übrigens sehr ähnlich aus. Ein Vorschlag meinerseits zur künstlerischen Gestaltung einer Kapitalkurve: Anfragen bezüglich der gezeigten Handelsstrategie, richten Sie bitte an mein Büro auf den Cayman Islands.

Die Urangst des Anlegers vor dem bunten Nichts
Der Regisseur Sebastian Schipper äußert sich über das Filmemachen gegenüber der FAZ (Über die Urangst des Filmemachers vor dem bunten Nichts) wie folgt: “Um dieses seltsame Geschäft ansatzweise zu erklären, sage ich: Na ja, du musst dir vorstellen, es kostet wahnsinnig viel Geld, es hat ganz viel mit Träumen und Sehnsüchten [im Falle Madoff: Gier] zu tun – und am Ende ist es nichts weiter als buntes Licht, [nichts weiter als heisse Luft] das auf eine Wand fällt. Sonst ist nichts. Es ist erst was, wenn es in den Köpfen der Leute [Anleger] zu etwas wird.” Hans-Christian Schmid ergänzt: “Ich stelle mir manchmal die Frage, wie das wäre, wenn man mit seinem eigenen Geld losziehen müsste.” Diese Frage sollte sich mancher Vermögensverwalter sicherlich auch ab und zu stellen.
Fazit
Betrügerische Schneeballsystemen wie Madoff oder Phönix waren relativ leicht zu durchschauen, anders sieht es allerdings aus, bei impliziten Ponzi Schemen mit Potential zur Bösartigkeit, wie zum Beispiel Staatsanleihen. Es bleibt zu hoffen, dass sich eigene Kapitalanlagen bei Banken, in Fonds oder festverzinslichen Papieren, die man heute noch als sicher erachtet, nicht als bösartiges Ponzi System entpuppen werden.
Helmut Wüllenweber